Auf den belebten Straßen von Chennai in Indien machen derzeit neue Buswartehallen auf sich aufmerksam – nicht durch blinkende Anzeigen oder auffällige Farben, sondern durch ihre Bauweise: Sie wurden mithilfe von 3D-Drucktechnologie errichtet. Die Greater Chennai Corporation (GCC) verfolgt das ambitionierte Ziel, insgesamt 90 solcher Wartehallen in der indischen Stadt zu realisieren, wie „The Hindu“ berichtet.

Ein aktuelles Beispiel findet sich an der Bushaltestelle der Anna University auf der Sardar Patel Road. Die Konstruktion besteht aus verstärkten Betonsäulen mit markanter, strukturierter Oberfläche, die das typische Erscheinungsbild herkömmlicher Haltestellen durchbricht. Anders als bei den weit verbreiteten Edelstahlkonstruktionen setzen diese neuen Varianten auf organisch wirkende, gerillte Formen – möglich gemacht durch 3D-Druck.
3D-Druck schafft neue Designfreiheiten im öffentlichen Raum
Die mit 3D-Druck gefertigten Bushaltestellen basieren auf dem flexiblen additiven Bauverfahren, das architektonische Gestaltungsfreiheit erlaubt. Die Kombination aus Funktionalität und ästhetischem Anspruch zeigt sich etwa in der Sitzbank: Eine durchgehende, signalrote Metallbank mit optimierter Sitzhöhe (entsprechend der Empfehlung von maximal 450 mm vom Boden) soll den Komfort für alle Fahrgäste erhöhen – ein deutlicher Fortschritt gegenüber älteren Haltestellen, deren Sitzbänke häufig zu hoch oder zu niedrig waren.
Neben dem Standort an der Anna University sind ähnliche Haltestellen bereits auf dem Marina Loop Road in Pattinampakkam und gegenüber dem TWAD-Gebäude an der Kamarajar Salai in Betrieb. Dort zeigt sich auch, dass die neuartige Wandgestaltung durch die raue, gerillte Betonoberfläche Plakatwerbung effektiv verhindert – eine praktische Eigenschaft im urbanen Raum.
Zwischen Standardisierung und Experiment – Zukunft noch offen
Laut einem Vertreter der GCC ist vor allem die Platzierung der übergroßen Sitzbank eine planerische Herausforderung. Viele Bushaltestellen bieten nicht genügend Fläche, um die neuen Bauelemente problemlos zu integrieren. Dennoch hält die Bus Route Roads (BRR) Abteilung an ihrem Ziel fest, die 3D-gedruckten Wartehallen stadtweit zu etablieren.
Unklar bleibt, ob die GCC langfristig auf ein einheitliches Design setzt oder weiter mit individuellen Formen und Konzepten experimentiert. Das Potenzial ist jedenfalls groß – insbesondere in Hinblick auf verbesserte Sicherheit für Fahrgäste (z. B. durch bessere Beleuchtung) und Klimaschutzmaßnahmen, etwa durch den Einsatz nachhaltiger Materialien oder durchdachter Belüftung.