Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der University of the West of England (UWE Bristol) hat Mahlzeiten entwickelt, die speziell für Menschen mit Dysphagie, also Schluckbeschwerden, geeignet sind. Mithilfe der 3D-Drucktechnologie haben sie erstmals Mehrkomponenten-Mahlzeiten hergestellt, die sowohl nahrhaft als auch optisch ansprechend sind und dabei sicher zu schlucken und leicht zu verdauen sind.
Schätzungen zufolge leiden bis zu 16 % der britischen Bevölkerung an Dysphagie. Besonders betroffen sind ältere Menschen sowie Patienten mit bestimmten Erkrankungen wie Schlaganfall oder Demenz. Menschen mit Schluckstörungen müssen häufig ihre Ernährung anpassen, indem sie auf pürierte Lebensmittel oder dickflüssige Getränke umsteigen. Solche Nahrungsmittel sind jedoch oft wenig ansprechend und bieten nur eine begrenzte Vielfalt an Nährstoffen.
Entwicklung nahrhafter 3D-gedruckter Mahlzeiten

Die von den Forschern entwickelten Mahlzeiten bestehen aus Zutaten wie pürierten Erbsen, griechischem Joghurt, Olivenöl, Minzpulver und Gemüsebrühe. In Zusammenarbeit mit klinischen Ernährungswissenschaftlern wurde sichergestellt, dass die Gerichte ausgewogen und nahrhaft sind. Zudem wurde großer Wert auf die richtige Textur und Viskosität gelegt, damit die Speisen für Menschen mit Dysphagie sicher sind.
Laut Dr. Alexandros Stratakos, Associate Professor für nachhaltige Lebensmittelproduktion an der UWE Bristol, stellen die 3D-gedruckten Lebensmittel eine geringere Gefahr dar, dass Essenspartikel in der Kehle oder Speiseröhre stecken bleiben, was für Dysphagie-Patienten ein großes Problem darstellt. „Die Speisen erfordern weniger Kauen und ermöglichen den Betroffenen eine bessere Kontrolle beim Schlucken“, erklärt Dr. Stratakos.
Während frühere Forschungen zu 3D-gedruckten Lebensmitteln für Dysphagie-Patienten oft auf einfache Zutaten beschränkt waren, bieten die neuen Mahlzeiten eine vollständige und nahrhafte Alternative. „Unsere Gerichte sind nicht nur sicher, sondern auch schmackhaft und kalorienreich“, betont Dr. Stratakos weiter.
3D-Druck für Pflegeheime und Kliniken
Die Forscher nutzten für ihre Experimente einen Extrusions-basierten 3D-Lebensmitteldrucker, der die Zutaten Schicht für Schicht zu einem vorprogrammierten dreidimensionalen Objekt formt. Die Mahlzeiten können in etwa 20 Minuten zubereitet und in verschiedenen Formen und Mustern präsentiert werden. Eine Umfrage unter britischen Dysphagie-Patienten zeigte, dass die Betroffenen und ihre Pflegekräfte der Idee von 3D-gedruckten Lebensmitteln sehr positiv gegenüberstehen.
Nach dem Erfolg im Labor plant das Forschungsteam nun, weitere Finanzmittel für klinische Studien zu beantragen. Ziel sei es, die gedruckten Mahlzeiten in Pflegeheimen und Krankenhäusern vor Ort zu produzieren, um sie direkt an Patienten zu servieren.
Abschließend äußerte sich Dr. Clare Jonas von der britischen Schlaganfall-Stiftung Stroke Association positiv über die Ergebnisse:
„Probleme beim Schlucken betreffen rund die Hälfte aller Schlaganfall-Überlebenden. Diese Forschung zeigt vielversprechende Entwicklungen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und Lebensqualität von Schlaganfall-Patienten mit Dysphagie.“
Die Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „Advancing dysphagia-oriented multi-ingredient meal development: Optimising hydrocolloid incorporation in 3D printed nutritious meals“ veröffentlicht.
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