Wer sich schon immer für die Bilder einer SR-Kamera (SR für Spiegelreflex) begeistern konnte, die Kosten für die Anschaffung aber weit über dem Budget lagen, dem dürfte der folgende Beitrag interessieren. Denn der Belgier Léo Marius entwickelte bereits diesen Sommer die erste druckbare Spiegelreflexkamera. Die Materialkosten dafür liegen bei gerade einmal 25€.

OpenReflex SL-Kamera Seitenasicht
Keine Schönheit: Aber für Tüftler, Technikliebhaber, Sparfüchse und Besitzer eines 3D-Druckers eine spannende Herausforderung (Bild © // leomarius.com).

Foto von oben auf die OpenReflex
Zusammengebaut und mit Objektiv: Die von Léo Marius zur Verfügung gestellten CAD-Dateien bieten einen Anschluss für Nikkor-Objektive von Nikon (Bild © // leomarius.com)

Konzept: Low-Budget-Produktion

Das Projekt mit dem Namen „OpenReflex“ entstand im Rahmen seiner wissenschaftlichen Diplomarbeit, mit der Aufgabe ein Konzept zur Herstellung einer voll funktionsfähigen SR-Kamera zu erarbeiten und in der Praxis zu erproben. Wert legte Léo Marius dabei auf eine über alle Fertigungsprozesse fortlaufende Low-Budget-Strategie, sprich die Materialkosten so gering wie möglich zu halten. So verwendete er zum Beispiel fast ausschließlich kostenlose 3D-Programme für die Erstellung der CAD-Dateien.

Konzept: Bausatz

Neben den geringen Materialkosten die im Grunde die gesamten Produktionskosten niedrig halten ist ein weiterer entscheidender Vorteil, dass die 3D-gedruckte SR-Kamera „OpenReflex“ als Bausatz vorzufinden ist. Einzelteile können jederzeit ausgetauscht (z.B. bei Defekt oder Verschleiß), ersetzt oder weiter optimiert werden. Für den Zusammenbau der Einzelteile reichen handelsübliche Schrauben (oder ebenfalls aus dem 3D-Drucker) aus. Sie halten das Gehäuse zusammen und schützen vor Lichteinfall.

Screenshot 3D-Software
Mit Bauteile der Kamera wurden fast ausschließlich mit kostenfreier 3D-Software erstellt (Bild © // leomarius.com).

Foto Bauteile (Kleinteile) Spiegelreflexkamera
Bausatz: Hier eine Übersicht der kleineren Bauteile der SR-Kamera (Bild © // leomarius.com).

Das Objektiv der OpenReflex

Als Objektiv setzt die Spiegelreflexkamera aus dem 3D-Drucker auf einen Anschluss für Nikkor-Objektive („Viewfinder“). Individuellen Veränderungen sind hier natürlich kaum Grenzen gesetzt. Wer verschiedene Objektive sein eigen nennt kann sich beliebig viele Anschlüsse erstellten und in die Kamera verbauen.

Nachteile der OpenReflex

Ein Nachteil der OpenReflex ist nach aktuellem Entwicklungsstand noch der Verschluss. Der Verschluss muss etwas umständlich von Hand bedient werden. Auch die Belichtungszeit kommt an die gängigen Modelle der SR-Kameras noch nicht ganz ran. Mit einer Belichtungszeit von 1/60 Sekunde ist hier gewiss noch Spielraum nach oben und schließt bewegte Motive als Bild beinahe gänzlich aus. Stehende Motive lassen sich aber allemal fotografieren, dass die 3D-gedruckte SR-Kamera somit um Beispiel für Kunststudenten definitiv interessant machen könnte.

Foto mit OpenReflex
Beipspiel-Foto: Die einer Belichtungszeit von 1/60 Sekunden lässt sich die Kamera für Stillleben einsetzen (Bild © // leomarius.com).

Foto mit OpenReflex Mikroforotgrafie
Beispiel-Foto (nah): Auch für Fotos in der Nahaufnahme lassen sich Objekte künstlerisch in Szene setzen und fotografieren Bild © // leomarius.com).

Druckzeit mit dem 3D-Drucker

Die geschätzte Druckzeit aller druckbaren Komponenten der Spiegelreflex liegt zwischen zehn und 20 Stunden, je nach 3D-Drucker. Die Zeit für den Zusammenbau liegt bei nur etwa einer Stunde.

Weiterentwicklung

Der Entwickler der Kamera Léo Marius bietet alle Dateien und benötigten Druckdaten kostenlos als Open Source zum Download an. Das ermöglicht es begeisterten Technik- oder Kamera-Fans aber auch Enthusiasten aus dem Hause der (3D-)Drucker die CAD-Dateien weiterzuentwickeln. So dürfte es bei ausreichender Nachfrage sicherlich an öffentlichen und kostenlosen Vorlagen für beispielsweise Objektiv-Anschlüsse anderer Hersteller nicht mangeln. Mit der Veröffentlichung als Open Source ist prinzipiell jede Weiterentwicklung denkbar, wenn sich eine Community um das Projekt OpenReflex findet. Helfen könnte dabei die Weiterverbreitung der Berichte über die Kamera über soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Pinterest oder Google+.

Weiterführende Informationen

  • Website von Léo Marius: Hier findet Ihr weitere spannende Projekte des belgischen Design-Student, die sich zwar nicht alle um das Thema „3D-Drucker“ drehen, deswegen aber nicht weniger interessant sind.
  • Anleitung zum Zusammenbau der OpenReflex (englisch): Auf instructables.com findet Ihr zum einen eine Anleitung zum Zusammenbau der OpenReflex und zum anderen beantwortet Léo Marius ein paar Fragen rund um das Projekt.
  • Informationen über SL-Kameras (Wikipedia): Der Wikipedia-Artikel über Spiegelreflexkameras bietet einen gute Übersicht und somit einen schnellen Einstieg in die Thematik. Wer nach dem Lesen die dahinterliegende Technik verstanden hat, wird umso mehr staunen mit einem 3D-Drucker die Kamera funktionsfähig nachzubauen.
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