Die Regisseurin LaTanya Richardson führt in den USA das Bühnenstück „The Piano Lesson“ auf. Um die zentrale Requisite zu realisieren, ein Klavier, nutzten die Bühnenbilder die Möglichkeiten des 3D-Drucks. Am Ende erhielten sie ein ausgefallenes, funktionierendes Klavier mit zahlreichen teils beeindruckend zusammengeführten 3D-Druck-Elementen.
In dem Drama „The Piano Lesson“ von August Wilson, das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, steht ein Familienerbstück, ein Klavier, im Mittelpunkt, um das sich die beiden Geschwister Berniece und Boy Willie streiten. Berniece möchte es behalten, da es von ihrem Urgroßvater mit dem Konterfei seiner Frau und seines Sohnes geschnitzt wurde, die versklavten Personen, die gegen das Klavier eingetauscht wurden. Und Boy Willie, ein Pächter, möchte das Klavier verkaufen, damit er mit dem Erlös das Ackerland in Mississippi kaufen kann, auf dem seine Vorfahren früher gearbeitet haben. Mithilfe des 3D-Drucks planten die Verantwortlichen laut einem Artikel des Magazins Playbill, die zentrale Requisite, das Klavier, als aufwendiges Kunstwerk zu realisieren.
Zentrale Requisite mit dem 3D-Drucker hergestellt
Für die Aufführung des Dramas wurde der Bühnenbilder Beowulf Boritt damit beauftragt, die zentrale Requisite zu schaffen. Das Kunstwerk soll nicht nur dem Werk entsprechen, es soll zudem auch als Klavier funktionieren. Die Regisseurin LaTanya Richardson Jackson, Ehefrau des Schauspielers Samuel L. Jackson, schlug dem Bühnenbildner vor, er solle sich von einer Makonde Tree of Life-Skulptur aus dem Südwesten Tansanias inspirieren lassen, die sich in ihrem Haus befindet. Die Skulptur ist aus einem einzigen Ebenholzstamm geschnitzt, besteht aus mehreren ineinander verschlungenen Figuren, die Gemeinschaft und Familie darstellen.
Boritt gibt zu:
„Um ganz ehrlich zu sein, fühlte ich mich als weißer Designer etwas unbeholfen, als ich dieses Objekt entwarf – etwas, das von einer versklavten schwarzen Person hätte geschaffen werden sollen.“
Weitere Details zur Nachbildung
Er übergab das Projekt an seinen Assistenten, Romello Huins, einem jungen schwarzen Designer. Dieser erstellte die Blaupausen und das visuelle Layout für das Klavier. Anschließend wurden die Entwürfe zu BBProps gebracht, um diese zu konstruieren. Es entstand ein Klavier, das wie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts aussah. Es enthielt jedoch eine digitale Tastatur, damit diese auf der Bühne gespielt werden konnte.
Der Künstler Bill Mancuso von Four Horsemen Studios orientierte sich bei der digitalen Bildhauerei an Huins Renderings und druckte diese mit ABS-Fotopolymerharz in 3D. Diese wurde am Klaviergehäuse befestigt und lackiert, damit es wie Ebenholz aussah. Dabei erreicht er eine sehr hohe Detailgenauigkeit. Im Klavier befindet sich ein Licht- und Nebeleffekt, um die Geister der Vorfahren darzustellen.

Boritt sagt:
„Wir könnten niemals jemanden einstellen, der das alles tatsächlich aus Holz schnitzt. Früher wäre es aus Styropor geschnitzt worden, und man kann dieses Maß an Komplexität nicht erreichen.“