Das britische Unternehmen Modern Synthesis hat einen mikrobiellen Webprozess entwickelt, mit dem es anpassbares Biomaterial herstellen kann. Damit soll der CO2- und Materialverbrauch in der Modeindustrie verringert werden. Um seine Ziele zu erreichen, hat Modern Synthesis in einer Finanzierungsrunde überzeugt und jetzt 4,1 Mio. USD erfolgreich einsammeln können.
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Modern Synthesis, ein britisches Biomaterial-Start-up, hat laut einem Artikel bei AG Funder News (AFN) 4,1 Mio. USD (3,92 Mio. EUR) an Startkapital einsammeln können. Dieses will das Unternehmen für die Entwicklung seiner mikrobiellen Textilplattform, die in der Modebranche den CO2-Fußabdruck verringern und Abfall reduzieren soll, einsetzen. Mit einem mikrobiellen Webprozess, der dem 3D-Bioprinting sehr ähnlich ist, wird dabei anpassbares Biomaterial geschaffen, das in 10 bis 14 Tagen zu Objekten einer gewünschten Form wächst. Andere Unternehmen, die bislang auf Materialien von Tieren oder aus Petrochemikalien zurückgriffen, können diese durch die biologisch abbaubare Alternative ersetzen. Bisher konnte Modern Synthesis ein Schuhoberteil damit produzieren.
Jen Keane, Mitbegründerin und CEO von Modern Synthesis, erklärt gegenüber AFN:
„Wir versuchen, diese neue Materialklasse aufzubauen, die nachhaltiger ist, uns aber auch erlaubt, auf neue Weise zu entwerfen und zu kreieren, was für die Modebranche wirklich aufregend ist.“
Vor einem Jahr haben wir darüber berichtet, dass Forscher der Tufts University aus Seidenfasern ein neuartiges 3D-Druck-Material entwickelt haben, dass den 3D-Druck von lederähnlichen Objekten ermöglichen soll.
Mikrobieller Webprozess ähnliche dem Bioprinting
Das zum Patent angemeldete mikrobielle Webverfahren nutzt Bakterien, um daraus anpassbare Biotextilien und Verbundwerkstoffe zu weben. Bakterien wandeln dabei Zucker aus landwirtschaftlichen Abfällen in Nanozellulose um. Der Prozess schafft ein Gerüst und nutzt Roboter, um Fasern zu platzieren. Um diese herum wachsen die Bakterien zu einem starken, leichten Biomaterial auf Zellulosebasis mit hohem Anpassungspotenzial.
Das Bakterium mit dem Namen k.rhaeticus kommt oft im Kombucha-Tee vor und wird für die Herstellung nachhaltiger 3D-druckbarer Holzersatzstoffe eingesetzt. Die Bakterien übernehmen im Material die Funktion winziger Webschiffchen, die eine winzige Faserspur hinter sich lassen. Das fertige halbtransparente Gelmaterial ist nach dem Wachsen ein dicht gepacktes Fasergeflecht. Modern Synthesis erklärt, dass durch diesen Prozess Objekte in einer gewünschten Form und Größe ohne Verschwendung hergestellt werden können.

Standort in London
Mit den neuen Mitteln von 4,1 Mio. USD kann das Unternehmen seine Textilplattform aufbauen, ebenso wie eine Pilotanlage. In London ist ein Standort mit einem Labor sowie Probenahme- und Pilotproduktionskapazitäten geplant. Die Einrichtung soll bis zum 3. Quartal 2022 fertig sein. Das Unternehmen wird dafür auch ein Team aufbauen und F&E-Aktivitäten durchführen.
Keane sagt abschließend gegenüber AFN:
„Letztendlich versuchen wir, mit diesen Mikroben ein kreisförmiges Herstellungssystem aufzubauen. Das ermöglicht es uns, landwirtschaftliche Abfälle zu nutzen und die Mikroben als Produktionseinheiten zu verwenden und sie in lebensfähigere Materialien zu überführen.“