Haftet 3D-Drucker-Material nicht richtig auf dem Druckbett, muss der Druckvorgang unterbrochen und eine Lösung gefunden werden, damit der Druck neu gestartet werden kann. Das FLIPoQ-Team der Hochschule Darmstadt hat ein neuartiges Verfahren entwickelt, das 3D-Druck-Materialien besser auf dem Druckbett haften lässt. Das Verfahren wurde bereits zum Patent angemeldet. Wir stellen es vor.
FLIPoQ, ein 3D-Druck-Start-up der Hochschule Darmstadt, hat eine neuartige Unterlage entwickelt, die individuell im Druckbett angebracht wird und durch seine Webrahmen-Netzstruktur den 3D-Druck besser auf der Bauplattform haften lässt. Damit soll vermieden werden, dass sich das Material beim 3D-Druck vom Druckbett löst und die Produktion abgebrochen werden muss. Das reduziert Kosten und schont Ressourcen, wie das Team der Hochschule in einer Pressemitteilung an das 3D-grenzenlos Magazin erklärt.
FLIPoQ – Functional Large Isotropic Parts in original material Quality

Das Netz der stützenden Unterlage lässt sich aus demselben Material herstellen wie das zu fertigende Bauteil, das somit direkt auf die Unterlage gedruckt wird. Das „FLIPoQ“-Team hat auf diese neue Entwicklung ein Patent angemeldet. Laut den Herstellern lässt sich bis zu 90 % Material einsparen, da sich die Unterlage auf dem Druckbett beliebig um die eigene Achse drehen lässt und somit deutlich weniger Stützmaterial für die Produktion nötig ist.
Dr. Jens Butzke kam die Idee zur 3D-Druck-Stütznetz-Fertigung im Rahmen seiner Promotion bei Prof. Dr. Roger Weinlein am Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik. Gemeinsam mit weiteren Alumni der Hochschule Darmstadt bereitet er eine Unternehmensgründung vor. Innerhalb von 18 Monaten werden sie dabei mit 700.000 Euro im Rahmen des Programms „EXIST-Forschungstransfer“ gefördert.
Mögliche Anwendungsbereiche der Technologie
Das Team bereitet sich auf den Bau einer ersten Fertigungsanlage zum Einsatz bei Kunden vor. In der 2. Förderphase muss die Geschäftstätigkeit beginnen. Die Entwickler sehen Potenzial ihres Produkts bei medizinischen Hilfsmitteln wie Orthesen oder auch für Greifsysteme im Anlagenbau. Großdrucke wären ebenfalls eine Perspektive, zum Beispiel im Bauwesen oder in der Fahrzeugtechnik. Das Förderprogramm sieht vor, dass das „FLIPoQ“-Team während des Förderungszeitraums an der Hochschule Darmstadt angestellt ist.
Prof. Dr. Nicole Saenger, Vizepräsidentin für Forschung und Nachhaltige Entwicklung, sagte:
„An Hochschulen entstehen unentwegt innovative Ansätze, oft gelingt aber nicht der Schritt von der wissenschaftlichen Entwicklung zur Marktreife von Produkt oder Dienstleistung. Zwar unterstützen wir Gründungswillige über unser Servicezentrum Forschung und Transfer. Doch die Finanzierung vielversprechender Gründungsideen bleibt herausfordernd. Das Förderprogramm EXIST-Forschungstransfer setzt genau hier an. Es ermutigt, direkt aus der Wissenschaft heraus zu gründen, belässt das Know-how an der Hochschule und stärkt den Transfer von Wissenschaft zu Unternehmen.“