In einer Pressemitteilung, die das 3D-grenzenlos Magazin erreicht hat, berichtet das 3D-Druck-Unternehmen 3D Systems darüber, wie das Universitätsklinikum Salzburg einem Patienten mit einem 3D-gedruckten PEEK-Schädelimplantat helfen konnte. Der Informatiker Rainer Trummer aus der Stadt Salzburg leidet seit seiner Kindheit an einer Kraniosynostose. Dabei ist eine der Schädelnähte während der Kindheit zu früh verknöchert, was den Schädel deformiert hat.

Er erklärt:

„Vor allem als Kind wurde ich oft gehänselt. Später haben die Leute zwar weniger gesagt, aber man hat gemerkt, was sie denken. Das hat bei mir natürlich Spuren hinterlassen.“

Erstes 3D-gedrucktes Schädelimplantat am Uniklinikum Salzburg

Trummer suchte lange nach einer Behandlung, die ihm helfen könnte. Die im Ausland geplante Kontaktaufnahme mit einem Spezialisten wurde während der Pandemie abgesagt und konnte nicht nachgeholt werden. So wandte er sich an Professor Alexander Gaggl, einen Mediziner, den er bereits kannte. Er ist Vorstand der Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) am Uniklinikum Salzburg.

Professor Gaggl und sein Team entschieden sich für eine aufwendige Behandlung:

„Wir haben von Beginn an geplant, das optisch fehlende Hinterhaupt durch eine Prothese zu ersetzen. Allerdings standen wir vor der Herausforderung, dass die Kopfhaut sehr straff und kaum dehnbar ist.“

Trummer bekam einen Ballon aus Kunststoff unter die Kopfhaut implantiert, der über Monate hinweg nach und nach mit insgesamt 260 Milliliter Kochsalzlösung gefüllt wurde, bis er die Größe des geplanten Implantats erreichte. Dann druckten sie ein Implantat mit einem Kumovis R1 3D-Drucker, der Teil des in 2021 eingerichteten Labors mit eigenen 3D-Druckern ist und Implantate aus PEEK-Kunststoff unter Reinraumbedingungen drucken kann.

Anhand von CT-Bildern von Trummer hatten IT-Techniker das Modell einer Hinterhaupt-Prothese mit einem Durchmesser von 12 und einer Dicke von bis zu 3 Zentimetern angefertigt. Der Druckprozess dauerte rund 10 Stunden. Kurz vor seinem 55. Geburtstag, am 10. Februar 2023 wurde der Eingriff durchgeführt.

Stimmen der Beteiligten

DDr. Simon Enzinger, Geschäftsführender Oberarzt der Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie:

„Wir haben das Implantat mit 4 Platten und je 4 Schrauben an die Schädeldecke fixiert. Das hält bombenfest!“

Rainer Trummer sagte 6 Wochen, nachdem die OP-Wunden verheilt waren:

„Mir geht’s bestens, ich bin total glücklich! Ich habe nicht das Gefühl, ein Implantat im Kopf zu haben, habe aber jetzt einen völlig ‚normalen‘ Kopf. Es ist für mich die Erfüllung eines lebenslangen Traums.“

Professor Gaggl:

„Normalerweise führen wir Operationen bei Schädel-Fehlbildungen an Kindern durch – umso mehr freut es uns, dass wir jetzt einem langjährigen Patienten ein neues Lebensgefühl schenken konnten.“

Pressekonferenz zum erfolgreichen Eingriff
Pressekonferenz am Universitätsklinikum Salzburg mit Patient Rainer Trummer, Univ. Prof. DDr. Alexander Gaggl (Vorstand Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie), DDr. Simon Enzinger (Geschäftsführender Oberarzt der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie), Priv.-Doz. Dr. Paul Sungler (Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken), Stefan Leonhardt (Director Medical Devices bei 3D Systems)(Bild © 3D Systems).

Digitalisierungsstrategie

Seit Beginn der Corona-Pandemie verfolgen die Salzburger Landeskliniken eine Digitalisierungsstrategie. Der Aufbau des 3D-Drucklabors ist Teil dieser. Dazu erklärt Dozent Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken und gelernter Chirurg:

„Wir wollten den positiven Schwung mitnehmen, den die Pandemie in diesem Bereich ausgelöst hat. Wir stehen für Digitalisierung im Sinne der Patientinnen und Patienten, der 3D-Druck und seine vielen klinischen Anwendungsmöglichkeiten sind hier ein zentraler Baustein.“

Stefan Leonhardt, Director Medical Devices bei 3D Systems, ergänzt:

„Da für uns Patientensicherheit im Vordergrund steht, haben wir die vergangenen Jahre sehr viele Ressourcen in biologische sowie mechanische Testung gedruckter Implantate gesteckt, wovon innovative Kliniken und deren Patientinnen und Patienten nun profitieren. Das gesamte Team ist extrem stolz darauf, dass unsere Technologie nun den Einzug in die Patientenversorgung gefunden hat.“

Der nächste Eingriff, bei dem ein 3D-gedrucktes Implantat eingesetzt wird, ist bereits in der Vorbereitung.

Dozent Sungler erklärt:

„Wir planen rund 30 solche Eingriffe im Jahr. Die Vorteile des eigenen Labors sind bestechend: Ein Implantat steht innerhalb von 2 bis 3 Tagen zur Verfügung. Würden wir es extern bestellen, würde es 2 bis 3 Wochen dauern und rund das Dreifache kosten.“

Beispiele für 3D-Druck von Schädelimplantaten

In anderen Ländern gibt es bereits Patienten, die ein 3D-gedrucktes Implantat erhalten haben. Die damals 20-jährige Tiffany erhielt im Jahr 2017 ein Schädelimplantat aus dem 3D-Drucker. Im indischen Fortis Hospital Shalimar Bagh wurde 2021 eine seltene Schädeloperation an einem 18-monate altem Kind mit 3D-Druck erfolgreich durchgeführt.

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