In einer Pressemitteilung berichtet die Universität Innsbruck über die Innsbrucker Altorientalistik, die eine lange Tradition hat, aber über keine bedeutende Keilschriftsammlung verfügt. Weltweit befinden sich mehr als 100.000 bekannte Texte aus der Zeit zwischen 2100 und 2000 v. Chr., der sogenannten „Ur-III-Zeit“, in Museen und Sammlungen, heißt es in der Mitteilung. Diese werden vor Ort besucht, um mit den Originalen zu arbeiten. Keilschriften, die mit 3D-Druckern hergestellt werden, wären jedoch einfacher verfügbar und eine günstige sowie klimafreundlichere Ergänzung zu Archivreisen.

Texttypen der Ur-III-Zeit als 3D-Druck

Marcos Such Gutiérrez mit einer Keilschrifttafel aus dem 3D-Drucker
Im Rahmen eines Workshops präsentierte Marcos Such Gutiérrez die Arbeit an Keilschrifttafeln aus dem 3D-Drucker (Bild © Universität Innsbruck / Sebastian Fink).

Bilddatenbanken bieten neben traditionellen Publikationen in Buchform seit einigen Jahren Zugriff auf diese Texte, jedoch lassen sich auch darauf nicht immer alle Details von Keilschrifttexten erkennen. Die Keilschrift selbst und auch die Schriftträger sind dreidimensional. Im Netz gibt es auch 3D-Scans von Keilschrifttafeln zur freien Verfügung. Die Hilprechtsammlung in Jena wurde zum Beispiel komplett auf diesem Weg publiziert.

Studenten der Universität Innsbruck hatten kürzlich die Gelegenheit, einen Workshop von Prof. Marcos Such-Gutiérrez von der Universidad Autónoma de Madrid zu besuchen. Als führender Spezialist für die Texte der Ur-III-Zeit folgte er der Einladung des Instituts für Alte Geschichte und Altorientalistik. Im Rahmen des Workshops wurden die Innsbrucker Studenten mit den wichtigsten Texttypen der Ur-III-Zeit vertraut gemacht. Dabei wurden 3D-Drucke der Texte herangezogen, die der Arbeit mit Originalen am nächsten kommen.

Noah Kröll, der gerade seine Dissertation am Institut für Alte Geschichte und Orientalistik verfasst, erzählte:

„Es ist der Traum jedes Altorientalisten mit Originalen zu arbeiten und Texte zu lesen, die seit Jahrtausenden von niemandem mehr gelesen wurden und genau das üben wir hier.“

3D-Druck bringt Originale näher

Studierenden wurden die gängigen Formulare der Ur-III-zeitlichen Urkunden nähergebracht, wie Empfangsquittungen, Darlehen und Briefanweisungen. Dabei wurden je zwei Beispiele gelesen. Für den 3D-Druck eignen sich je nach Größe und Auflösung der Texte nicht alle Textsorten. Ur-III-Texte, die recht klein sind, sind ein sehr gutes Versuchsobjekt. Die kleinsten Schriftträger sind dabei nur 30 x 30 x 10 mm und benötigen trotzdem zwei Stunden für den 3D-Druck. Um ein Vielfaches größere literarische Texte sind oft auf eng beschriebenen Tontafeln verfasst. An der Universität Innsbruck gehen die Verantwortlichen davon aus, dass, wenn der 3D-Druck und das Scannen größerer Bestände weiterentwickelt wurde, die Bedeutung von 3D-Drucken zunimmt.

Sebastian Fink vom Arbeitsbereich Altorientalische Philologie, sagte:

„Vielleicht können wir in einigen Jahren auf eine Sammlung von 3D-Drucken für den Unterricht zurückgreifen und in der Ausbildung von Anfang an auf ‚Originale‘ setzen.“

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