Das 3D-Druck-Unternehmen Materialise aus Belgien veröffentlicht seine Zahlen zum zweiten Quartal 2022. Durch die Verlagerung auf die Bereiche Industrie und Medizin konnte das Unternehmen ein Plus von 15 % beim Umsatz erzielen. Wir fassen das Wichtigste zu den Zahlen zusammen.
Das 3D-Druck-Unternehmen Materialise konnte laut einer Pressemitteilung seinen Umsatz im zweiten Quartal 2022 erhöhen, indem es seine Zielbranchen verschoben hat. Im zweiten Quartal 2022 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 58 Mio. Euro, 15 % mehr als die 50,7 Mio. Euro im gleichen Zeitraum im Vorjahr. Der Betrag ist außerdem um 20 % höher gegenüber den 48 Mio. Euro im 2. Quartal 2019 vor der Coronavirus-Pandemie.
Fokus auf Industrie und Medizin verlagert
Fried Vancraen, CEO von Materialise, erklärte, dass der Sprung das Ergebnis einer signifikanten Änderung im Fokus seines Fertigungszweiges war, um vielversprechende 3D-Druck-Segmente und -Vertikalen zu priorisieren. Die Verlagerung des Fokus weg vom Automobil-Prototyping in den Bereich Industrie und Medizin habe diese Projekte allein im zweiten Quartal 2022 um 25 % gesteigert.
Vancraen sagte:
„Wir haben uns geweigert, Automobil-Prototyping-Projekte mit geringen Margen aus Kunststoff zu entwickeln. Stattdessen haben wir unsere Anstrengungen in der alten Zulieferindustrie für Automobile dort konzentriert, wo wir einen großen Wettbewerbsvorteil haben, zum Beispiel auf große Stereolithographie-Teile, die auf unseren Mammutdruckern gedruckt werden. Als Teil derselben Strategie konzentrieren wir uns auch auf den Automobilsektor, aber ausschließlich auf die Metallseite, um den Umsatz mit Metallteilen so schnell wie möglich wieder auf das Niveau vor COVID zu bringen.“
Seine Finanzdaten weist Materialise in drei Segmenten aus: Software, Fertigung und Medizin. Fertigung ist traditionell das umsatzstärkste Segment, wie auch das zweite Quartal 2022 wieder zeigte. Mit 26,6 Mio. Euro brachte die Fertigung um 14 % mehr ein als im Vergleichszeitraum 2021 und um 8 % mehr als im zweiten Quartal 2019. Vancraen berichtete über einen soliden Auftragseingang, wodurch die Dinge für den Umsatz in den nächsten Monaten vielversprechend aussehen. Die neuen Wachstumsgeschäftslinien von Materialise wie Brillen- und Bewegungsangebote erfahren laut Vancraen schwankende vierteljährliche Wachstumsraten. Es würde länger dauern, um erheblich zum Umsatz des Segments beizutragen.
Medizin und Software

Medizin war der am schnellsten wachsende Geschäftsbereich im zweiten Quartal 2022. Mit 21 Mio. Euro brachte dieser Bereich um 19 % mehr als die 17,5 Mio. Euro im zweiten Quartal 2021. 18 % entfielen aufgrund der Konvergenz zwischen den Software- und Medizin-Angeboten von Materialise auf Ersteres. Der Umsatz wuchs in diesem Bereich im zweiten Quartal 2022 um 52 %. 2 Mio. Euro wurden davon zurückgestellt.
Die Einnahmen im Bereich Software fielen im 2. Quartal 2022 am niedrigsten aus. Der Umsatz von 10,6 Mio. Euro stieg um 6 % zum gleichen Zeitraum im Vorjahr und war auf einen Anstieg von 12,7 % bei verlängerten Lizenzen und aufgeschobenen Umsätzen zurückzuführen. Nicht-wiederkehrende Verkäufe fielen um 9,5 %. Johan Albrecht, CFO von Materialise, erklärte, dass aus dem „positiven Feedback“ auf die neue CO-AM-Plattform nun ein signifikantes Umsatzwachstum entstehen soll.
Neue Marktchancen für Gussteile-Zulieferer ACTech
In 2017 erwarb Materialise den Gussteile-Zulieferer ACTech. Das Unternehmen konzentrierte sich vor der Pandemie auf die Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren für Autos, verlagerte seinen Einsatzbereich nun aber auf komplexe Gussteile für Antriebsstränge und Fahrgestelle von Elektrofahrzeugen (EV). Vancraen erklärte, dass Materialise neue Marktchancen bei Landwirtschafts-, Bergbau-, Bau- und Schiffsfahrzeugen erwartet, zusätzlich zur Herstellung von Hochleistungs-EV-Motorteilen. Eine 9.000 Quadratmeter große Anlage nahe der Fabrik von ACTech soll dabei helfen, die Möglichkeiten voll auszuschöpfen.

Auch das Softwareangebot von Materialise wurde im zweiten Quartal 2022 erweitert. Das Cloud-basierte Programm CO-AM bietet Zugriff auf eine Vielzahl von Softwaretools zur Planung, Verwaltung und Optimierung des 3D-Druck-Workflows. Im zweiten Quartal 2022 wurde außerdem die 3D-Drucksoftware Magics 26 auf den Markt gebracht. Neue Funktionen haben das Potenzial, das Programm für jene attraktiver zu machen, die zwischen Konstruktion und Bauvorbereitung wechseln.
Im zweiten Quartal 2022 erzielte Materialise einen Nettogewinn von 900.000 Euro. Das Unternehmen beendete den Berichtszeitraum mit einer gesunden Liquiditätslage mit Zahlungsmitteln und Äquivalenten in Höhe von 168 Millionen Euro.