Bei den aktuellen Luftangriffen in Gaza wurde das Kahil-Gebäude der Islamischen Universität zerstört. Darin befanden sich 3D-Drucker von Tashkeel3D, die dort Open-Source-Geräte für medizinische Einrichtungen entwickeln, welche sich dann vor Ort mit einem 3D-Drucker herstellen lassen. Nun wollen die Gründer des Unternehmens ihre Arbeit wieder aufbauen und hoffen auf baldigen Frieden im Konflikt mit Israel.
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Tashkeel3D ist ein wichtiger Hersteller von 3D-gedruckten medizinischen Geräten in Gaza. Das 3D-Druck-Unternehmen verfügte über Büros im Kahil-Gebäude der Islamischen Universität. Die Universität wurde am frühen Dienstagmorgen bei Luftangriffen beschädigt. Die Bibliothek und einige Büros wie auch die von Tashkeel3D wurden zerstört. Das berichtet das Vice Magazin in einem Artikel. Wir haben die Arbeit von Tashkeel3D bereits 2017 vorgestellt.
3D-gedruckte medizinische Geräte von Tashkeel3D
Tashkeel3D ist eine Tochtergesellschaft des Glia-Projekts aus Kanada, die vom Notarzt Tarek Loubani gegründet wurde. Vor Ort werden kostengünstige und Open-Source-3D-gedruckte medizinische Geräte entwickelt und hergestellt. Zu den Entwicklungen gehören 3D-gedruckte Tourniquets, Otoskope und Stethoskope. Tourniquets sind Kompressionsgeräte zur Begrenzung von Blutungen. Mit einem Otoskop werden die Ohren untersucht und ein Stethoskop hilft beim Abhören des Herzens. Ein Tourniquet ist im Handel zu Preisen von mindestens 40 oder 50 Euro erhältlich. Wird das Tourniquet in 3D gedruckt, dann liegen die Herstellungskosten bei rund 7 USD (5,7 EUR). Die 3D-Druck-Daten dazu stellt Glia auf GitHub zur Verfügung.
Loubani erklärte, dass diese Tourniquets vielen Palästinensern schon 2018 das Leben gerettet haben, da der Zugang zu medizinischen Geräten aus dem Ausland erschwert ist. Dass gerade jetzt diese Einrichtung zerstört wurde, reduziert die mögliche medizinische Versorgung vor Ort.
Loubani sagt weiter:
„Wenn es zu Bodenkämpfen kommt, kehren wir zu den sogenannten“ durchdringenden Verletzungen „zurück, bei denen das Ausbluten eines der größten Probleme ist. Wir wissen, dass eine beträchtliche Anzahl von Menschen im Jahr 2014 verblutet sind. Sie wären ohne ein Tourniquet nicht behandelbar gewesen. Die Hälfte unserer Produktionskapazität dafür zu verlieren, ist absolut verheerend.“
Wiederaufbau
Tashkeel3D hat außerdem mit persönlicher Schutzausrüstung (PSA) geholfen, als die COVID-19-Pandemie begonnen hatte. Sie unterstützten kanadischen Krankenhäusern, die mit PSA-Engpässen zu kämpfen hatten, mit 3D-gedruckten Gesichtsschutzschildern aus dem 3D-Drucker.
Mohammed Abu Matar, der Gründer von Tashkeel3D, ist fest entschlossen, sein Lebenswerk wieder aufzubauen. Loubani und Abu Matar haben aber schon mit so einem Schlag gerechnet und deswegen die 3D-Druck-Kapazität der Organisation in zwei Teile geteilt. So steht ihnen immerhin noch ein Teil der Geräte zur Verfügung. Der Wiederaufbau wird jedoch einige Zeit dauern.

Abu Matar und sein Team haben die 3D-Drucker, die sie verwendeten, aus recyceltem Kunststoff und mit Solarenergie gebaut. Das folgende Video zeigt, wie einer dieser 3D-Drucker ein Werkzeug herstellt.