Das russische Unternehmen 99 recycle nutzt 3D-Druck und andere Methoden, um aus Abfall modische Accessoires und weitere Gegenstände herzustellen. Dabei kommt auch ein 3D-Drucker zum Einsatz, der bereits Dinge wie einen Fahrradrahmen und mehr angefertigt hat. Für ihre Arbeit wurde 99 recycle mit dem St. Petersburg Award 2020 ausgezeichnet.
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Wir leben in einem Zeitalter der achtlosen Wegwerfgesellschaft. Weltweit gibt es Müllberge, die unsere Umwelt belasten und Material enthalten, das durchaus wiederverwendbar wären. Das russische Unternehmen 99 recycle hat einen Weg gefunden, aus dem Abfall nützliche und schicke Alltagsgegenstände zu machen. Dafür gewann das Unternehmen auch einen Preis für das beste Recycling/Upcycling-Projekt beim St. Petersburg Award 2020.
Zu 99% recycelbare Accessoires
Bei dem Unternehmen ist der Name Programm. Auf ihrer Website erklären sie, dass 99% der Objekte, die sie herstellen, aus recycelten Materialien entstehen, die im Anschluss wieder zu 99% recycelbar sind. Zum Teil stellen sie aus den gefundenen Materialien modische Accessoires her. Sie nähen große Taschen, Gürteltaschen, Werbeartikel und mehr. Die Vorlagen für die Näherinnen werden mit dem 3D-Drucker angefertigt.
Für die Gürteltasche nutzen die Näherinnen zum Teil Abfälle von Trampolinen, Booten und Markisen. Der passende Gürtel dazu stammt vom Gurt eines verschrotteten Autos. Die Tasche wird anschließend für 1800 Rubel (rund 20 Euro) verkauft. Doch 99 recycle kann noch mehr.
Industrieller 3D-Drucker
Das Unternehmen hat einen industriellen 3D-Drucker entwickelt, mit dem sie weitere Objekte drucken. Der Müll wird dazu in einer Werkstatt in ihrem Unternehmen zu den Polyethylen-Varianten HDPE und LDPE verarbeitet. Der 3D-Drucker basiert auf einem Hyundai-Industriemanipulator. An der Spitze befindet sich ein Extruder, den 99 recycle auf einer Drehmaschine hergestellt hat.
Der FGF-3D-Drucker verarbeitet 12 – 20 kg an Material pro Stunde. Zu den bereits gedruckten Objekten gehört auch ein Fahrradrahmen. 99 recycle möchte damit als Nächstes Bänke für Parks, Stühle für zu Hause und andere Produkte erstellen. Im Rahmen des Programms „Start 19-1“ sind bereits erste Stühle entstanden. In einem Video von Euronews ist der Fahrradrahmen zu sehen. Das Video dazu ist am Ende des Beitrags verlinkt. Mit einem Newsletter-Abonnement halten wir unsere Leser über alle Neuigkeiten aus der 3D-Druck-Branche auf dem Laufenden. Sie können ihn hier kostenlos abonnieren.
Recycling mit 3D-Druck
Abfall lässt sich sehr gut für den 3D-Druck weiterverwerten. Das zeigen auch Projekte wie jenes eines kanadischen Schülerduos, das aus Plastikflaschen 3D-Druck-Material für seine Schule herstellt. Studenten aus London haben eine Dachkonstruktion für einen britischen Bahnhof aus 3D-gedruckten, recycelten Kunststoffelementen entworfen. Forscher aus Singapur arbeiten außerdem an einer Methode zur Gewinnung von 3D-Druck-Materialien aus Abfällen. Diese und weitere Projekte haben wir in der Kategorie Recycling mit 3D-Druck vorgestellt.