Im kleinen Alpenort Mulegns in der Schweiz haben Architekturstudierende der ETH Zürich ein besonderes Projekt realisiert: eine temporäre Gelateria mit einem farbenfrohen, 3D-gedruckten Innenraum. Ziel des Projekts ist es, durch digitale Fertigung und Materialwiederverwendung Impulse für kulturelle und wirtschaftliche Erneuerung in der Region zu setzen.
Kombination aus traditioneller Bauweise und digitaler Fertigung
Die „Gelateria“ entstand im Rahmen des Studiengangs „Master of Advanced Studies in Architecture and Digital Fabrication“ (MAS ETH DFAB) und dient nicht nur als Eisdiele, sondern auch als Demonstrator für nachhaltige Bauweisen, wie „Designbomm“ berichtet. Von außen erinnert das Gebäude an die Silhouette einer klassischen Scheune – eine bewusste Anspielung auf das Gebäude, das zuvor an dieser Stelle stand. Die Konstruktion basiert auf lokal vorgefertigten Massivholzelementen, die in einer gefalteten Geometrie montiert wurden. Eine transluzente Außenmembran lässt Tageslicht durch und gibt den Blick auf das farbenprächtige Innere frei.
3D-gedruckte Kuppel aus recyceltem Kunststoff
Im Inneren wird der Blick der Besucher unweigerlich auf die kunstvolle, gewölbte Decke gelenkt. Diese farbintensive Kuppel wurde mit einem eigens angepassten Extrusionsverfahren namens „Hollow-Core“ im Robotic Fabrication Lab der ETH Zürich gefertigt. Ursprünglich für Fassadenelemente entwickelt, wurde die Technologie weiterentwickelt, um eine ultraleichte Struktur von über 250 Quadratmetern Fläche bei weniger als einer Tonne Gewicht zu ermöglichen.
Dabei kam recyceltes PETG (Polyethylenterephthalatglykol) zum Einsatz – ein Kunststoff, der häufig in Lebensmittelverpackungen vorkommt. Die Studierenden reduzierten bewusst die geometrische Auflösung des digitalen Modells, um die Herstellung zu beschleunigen und gleichzeitig die schichtartige Textur des 3D-Drucks zu betonen.
Nachhaltigkeit trifft auf ornamentale Ästhetik
Ein zentrales Anliegen des Projekts war die Kreislauffähigkeit der verwendeten Materialien. Die Holzelemente der tragenden Struktur lassen sich komplett demontieren und wiederverwenden, die Kunststoffkomponenten können geschreddert und neu gedruckt werden. Das architektonische Design vereint dekorative Elemente der Belle Époque und des Barock mit modernen, digitalen Entwurfsprozessen – eine Hommage an vergangene Zeiten in zeitgemäßer Umsetzung.
Die Gelateria ist Teil eines größeren Vorhabens der Nova Fundaziun Origen, die Mulegns als kulturelles Zentrum wiederbeleben möchte. Gemeinsam mit der zuvor errichteten „Weißen Turm“-Installation versteht sich das Projekt als Impulsgeber für einen neuen Umgang mit Architektur, Ressourcen und Regionalentwicklung.
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